Feldkrankenhaus al-Hol Camp
Aufgrund der desolaten Versorgungslage im Geflüchtetenlager al-Hol in Nordostsyrien mit ca. 70.000 Bewohner*innen betreiben wir dort ein Feldkrankenhaus.
Unser Krankenhaus bietet:
- 30 Betten
- Intensivstation mit 2 Betten
- Isolationsstation mit 2 Betten
- OPs unter Vollnarkose (darunter viele orthopädische OPs, um alte Brüche von Menschen zu versorgen, die keinen Zugang zur fachgerechten medizinischen Versorgung hatten)
- Patientenaufnahme 24/7, wobei immer ein Arzt anwesend ist
- Röntgen
Zusätzlich zum Feldkrankenhaus konnten wir durch den Aufbau einer Notrufzentrale die Koordination der medizinischen Einrichtungen innerhalb des Camps und mit Krankenhäusern aus der Umgebung erheblich verbessern. Die Patient*innen werden so schneller in der jeweils passenden Gesundheitsstelle behandelt.
Außerdem führen wir tägliche Wasserkontrollen im Krankenhaus und in weiteren Teilen des Camps durch.
Hintergrund: die medizinische Versorgung von über 60.000 Menschen
Während der Kämpfe gegen die letzten Überreste des sogenannten Islamischen Staates (IS) in Nordostsyrien, ist die Zahl der Geflüchteten im Camp al-Hol sprunghaft von 10.000 auf zwischenzeitlich ca. 73.000 Menschen angewachsen. Die Versorgung der Geflüchteten, immerhin die Einwohnerzahl einer mittelgroßen deutschen Stadt, hat jegliche Struktur vor Ort überlastet und für Spannungen innerhalb des Camps gesorgt. Die Unterbringung von IS-Angehörigen und Anhänger*innen im Annex des Camps sorgt für zusätzliche Konflikte. Auch von Angriffen auf Helfer*innen wird berichtet.
Die große Anzahl der Menschen in so kurzer Zeit medizinisch zu versorgen ist schon schwer genug, der Großteil der Bevölkerung dieser “Stadt” ist zusätzlich aber auch in schlechtem gesundheitlichen Zustand. Jahrelange Unterversorgung unter der Herrschaft des IS und die Folgen der Kämpfe haben ihre Spuren hinterlassen. Die Geflüchteten sind unterernährt und erschöpft, die Kindersterblichkeit war anfänglich hoch und viele haben seit Jahren keinen Arzt aufsuchen können.
In diesen Situationen ist eine effektive Zusammenarbeit lokaler und internationaler Hilfsorganisationen enorm wichtig. Einer unserer Grundsätze ist zum einen die enge Kooperation mit lokalen Organisationen. Zum anderen stehen wir entschlossen gegen Konkurrenz und Wettbewerb unter internationalen Hilfsorganisationen. Bei der medizinischen Unterstützung in al-Hol konnten wir diese beiden Leitlinien in die Praxis umsetzen. Als unsere lokale Partnerorganisation, der kurdische Rote Halbmond, um Unterstützung anfragte war schnelles handeln notwendig. Zusammen mit anderen internationalen humanitären Organisationen wie zum Beispiel Medico International konnten wir unsere Partnerorganisation beim Aufbau des Feldkrankenhauses unterstützen. Im Verlauf übernahmen wir denn den Betrieb des Krankenhauses vollständig.